— 170
heit desselben ein heißes, wie in Mkttelafrica: ein
feuchtes, wie auf den Inseln und niedrigen Rüsten
der gemäßigten Zonen; ein trockenes, in den hoch
über der Meeresftäche gelegenen Ländern; ein heiß-
ftüchtes, an den Mündungen der großen Ströme in
der heißen Zone; ein kaltes, in den nach den Polen
hinliegenden Ländern. Gebt nun, so weit dieß mit
Hilfe der Landkarte möglich ist, die Zonen an, in
welchen jeder der 5 Erdtheile liegt!
14,
Daß das Klima den bedeütendsten Einfluß auf die
Erzeügniffe (Producte) der Natur, insbesondere auf die
Pflanzen-und Thierwelt, aüßere, das konnte den Kin-
de.rn zu Lindenhain nicht unbekannt sein. Deßhalb
war es für fle sehr anziehend, zu erfahren, wie es in
dieser Beziehung auf der Erde überhaupt aussehe. Mit
Aufmerksamkeit folgten sie daher dem Vortrage ihres
Lehrers, als er mit ihnen zuvörderst von der Verbrei-
tung der Pflanzen über die Erde sprach. Bei ihren
Wanderungen in der Heimath sowohl, als bei dem
Unterrichte in der Naturbeschreibung waren sie schon
auf den eigenthümlichen Standort der bekanntesten
Pflanzen und den denselben zusagenden Boden auf-
merksam gemacht worden; auch wußten sie, daß manche
Gewächse auf der ganzen Erde, andere nur in einer
gewissen Gegend wachsen, oder doch nur vermittelst
künstlicher Pflege außerhalb ihres Vaterlandes gedeihen.
Jetzt war also nur die Frage zu beantworten, wie die
Pflanzen auf der Erde vertheilt wären. Lasset uns
in der Kürze die Eigenthümkichkeiten der verschiedenen
Zonen in dieser Rücksicht betrachten, erinnerte der
Lehrer. Die heiße Zone hat die meisten ftrauch- und
baumartigen Gewächse; ihre Baüme sind ungemein
hoch (Palmen von 150 Fuß Höhe) und dick (Assenbrod-
baum 70 Fuß dick); sie behalten ihre Blätter das
ganze Jahr hindurch»' Blätter und Blumen sind sehr
groß, letztere durch ihre Farbenpracht ausgezeichnet.
Vorzugsweise bringt diese Zone hervor: Palmen, Kaf-
fee-, Thee-, Brod«, Bukterbaüme; das Zuckerrohr,
die saftigsten und kühlendsten Früchte (Pisangs), die
stärksten Gewürz- und Arzneipflanzen, die schönsten
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185
die Kinder die Hauptflüsse schon früher kennen gelernt,
und es war deßhalb jetzt nur nöthig, einige der bedeü-
tendften Nebenflüsse anzuführen, von denen unter an-
dern folgende genannt wurden: der Lech, die Isar,
der Inn und die Drau, welche in die Donau; der
Main, Neckar und die Lahn, welche in den Rhein;
die Aller, welche in die Weser; die Moldau, Mulde
und Saale, welche in die Elbe; die Neiße und Katz-
bach, welche in die Oder fließen. — Was nun noch
die Beschaffenheit des Landes und die Bildung und
den Character seiner Bewohner im Allgemeinen betraf:
so sprach sich der Lehrer auf folgende Weise darüber
aus: Wiewohl sich unser Vaterland an Schönheit
des Klimas keineswegs mit dem milderen Süden mes-
sen kann: so kräftigt es doch durch seine gemäßigte
Temperatur den Deütschen zur Arbeit und bewahrt ihn
auf der einen Sette vor zarter Empfindelei und auf
der andern vor kalter Gefühllosigkeit. Finden wir hier
die Natur auch nicht in so großer Thätigkeit, daß sie
freiwillig ihre Gaben spendet: so hat sie doch dadurch
das Volk nicht umsonst zu einem unermüdeten Fleiße
aufgefordert, und sein rastloser Eifer ist bisher immer
so reichlich gesegnet worden, daß er sich einer Fülle von
Erzeügnissen freüen konnte, welche, zwar weniger für
den feinen Sinnengenuß bestimmt, doch zur Befriedi-
gung der Lebensbedürfnisse mehr als hinreichend sind.
In Bezug auf Reichthum und Handel steht es aller-
dings dem brittischen Volke etwas nach; allein es ist
stets bemüht gewesen, sich in der Verarbeitung der
mannigfaltigsten Produkte auszuzeichnen, und scheint durch
seine ^ Betriebsamkeit in der neueren Zeit sogar dem
Engländer den Rang streitig zu machen, da rs zumal
die Ströme und wenigen Küsten des Landes, sowie des-
sen Lage im Mittelpunkte von Eüropa aufs sorgfältig-
ste benutzt, um seine Maaren nach allen Gegenden zu
versenden. Dabei müssen wir allerdings bedauern,
daß Deütschland in eine Menge kleiner Staaten zer-
splittert worden ist, wodurch der Wohlstand und eine
dem ganzen Volke eigentbümliche Bildung sehr gehin-
dert wird; allein wir müssen auch zugebcn, daß es ge-
rade dadurch geeignet ist, stets einen löblichen Wettei-
fer zu erhalten und die Bildung nicht in eine einzige
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Extrahierte Ortsnamen: Donau Main Rhein Eüropa Wettei-
189
ist, die zum Theil schon in frühen Zeiten eine hohe
Bildung erreicht hatten, haben die Engländer sehr be-
deutende Besitzungen, deren Hauptstadt Ccrlcutta ist.
Westlich liegt Persien, dessen Bewohner durch ihre
Tapferkeit berühmt, aber durch ihre Falschheit und Ver-
stellung auch berüchtigt sind. Die südwestliche Halb-
insel Asiens ist Arabien, welches, in seinem Innern
noch wenig von Eüropäern besucht, das Vaterland des
Kaffeebaumes ist, sowie Indien das der edelsten Ge-
würze. Von Arabien ging Muhameds Lehre aus. Zn
dem westlichen Asien oder Vorderasien sind die
Länder zu rechnen, welche an den auch die Länder von
Eüropa berührenden Gewässern liegen, nämlich die
asiatische Türkei; in ihr stießen die auch in der
Bibel erwähnten Flüsse Euphrat und Tigris. Einen
kleinen Theil am mittelländischen Meere wacht Palästi-
na aus, welches jetzt außer einigen durch die heilige
Geschichte geweihten Örtern nicht im mindesten mehr
ahnen läßt, daß hier einst Christus wandelte und das
Evangelium verkündigte. Die der eüropäischen Türkei
gegenüber liegende Halbinsel zwischen dem schwarzen
und mittelländischen Meere heißt Kleinasien. Sie
wird, wie die übrigen vorderasiatischen Länder, die
Levante (Land des Aufganges, Morgenland) genannt.
Unter den Inseln Asiens verdienen die großen Sun da-
in sein: Sumatra, Java, Borne» und Celebes, und
die Molukken, reich an den feinsten und kräftigsten
Gewürzen, und das zimmetreiche Ceylon, angeführt
zu werden.
Der dritte zur alten Welt gehörige Erdtheil,
Africa, liegt ganz auf der östlichen Halbkugel und
ist durch die nur 15 Meilen breite Landenge von Sueö
mit Asien verbunden, außerdem aber überall vom
Meere bespült. — Seiner Beschaffenheit nach ist es der
heißeste Erdtheil, allenthalben glühende Sommerhitze,
nirgends die Jahreszeiten der gemäßigten Zonen, ob es
gleich zum Theil noch in beiden liegt. Kein Erdtheil
hat den Forschungsgeist der Eüropäer so rege gemacht,
als Africa; aber bei keinem ist auch die Wißbegierdc
bisher weniger befriedigt worden, als hier. Wir ken-
nen meist nur die Küsten, und auch diese nicht genau.
Zu den bekanntesten Theilen im Norden gehören: das
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L44
licher an der ersten Figur wahrnehmen könnt, wird
nicht'nur die verschiedene Stellung der beiden Erdhälf-
ten gegen die Sonne bezeichnet, sondern auch die ganze
Erde in Zonen oder Erdgürtel cingctheilt. Die
heiße Zone, welche vom nördlichen bis zum südlichen
Wendekreis sich erstreckt und vom Gleicher durchschnit-
ten ist, hat fast das ganze Jahr hindurch ziemlich glei-
che Tage und Nächte, weil sie sich wenig von der Son-
ne abwendet. Deßhalb herrscht auch hier ein immer-
währender Sommer, und die große Hitze desselben wird
nur durch die zweimal eintretende erfrischende Regen-
zeit gemildert. D:e gemäßigten Zonen reichen jede
von ihrem Wendekreise bis zu ihrem Polarkreise. Da
während der einen Hälfte^ des Jahres die nördliche,
während der andern die südliche gemäßigte Zone der
Sonne mehr zugeneigt ist, zweimal aber die Strahlen
der Sonne gleichmäßig schräg auf beide fallen: so fin-
det hier eine Verschiedenheit in der Länge der Tage
und Nächte Statt. Je weiter vom Gleicher entfernt,
desto schwächer empfangen die Bewohner dieser Zonen
die Sonnenstrahlen, desto länger sind die Sommer-,
desto kürzer die Wintertage. In unfern Gegenden tre-
ten die vier Jahreszeiten, Frühling, Sommer, Herbst
und Winter am schärfsten hervor; näher nach den Po-
len hin kann man bloß zwei Jahreszeiten annehmen,
einen harten, langen Winter und einen kurzen, sehr
warmen, alle Pflanzen sehr schnell entwickelnden Som-
mer; in den näher den Wendekreisen gelegenen Gegen-
den scheinen nur Frühling und Sommer mit einander
zu wechseln. In den Gegenden der Wendekreise dauert
der längste Tag 13v2 St., in der Nähe der Polarkreise
fast 23 V2 Sb Die kalten Zonen, welche von den
Polarkreisen bis zu den Polen reichen, erhalten, ihr ge-
sammtes Sonnenlicht so, daß der eine Pol während
voller 6 Monate sich im Lichte befindet, der andere im
Schatten ist, und umgekehrt. Die Länder dieser Ge-
genden haben während ihres sehr kurzen Sommers sehr,
lange und während ihres langen Winters sehr kurze
Tage. Wiewohl man 'hier während des Sommers die
Sonne fast immer über dem Gesichtskreise erblickt: so
fallen doch ihre Strahlen so schräg, daß stets eine hef-
tige Kalte herrscht. Aus dem bisher Gesagten erhellet,
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169
vicht viel über 2 Taus. Fuß. Je näher man den Po-
len komme, desto niedriger sei die Schneegrenze, und
in der Nähe der Pole selbst berühre sie den Spiegel
des Meeres. Bei dieser Gelegenheit wurden die Kinder
sowohl an die schon bei der Ersteigung des Montblanc
erwähnten Glätscher erinnert, als auch mit den so
gefährlichen Schneelawinen oder Schneestürzcn be-
kannt gemacht. Der Lehrer bemerkte nämlich, daß
im Winter auf hohen Bergen eine ungeheüre Menge
von Schnee angehaüft werde, welche im Anfänge des
Frühlings bei der leisesten Erschütterung mit solcher
Heftigkeit herabrolle und sich dabei so vergrößere, daß
sie nicht nur große Felsenstücke in sich einballe, son-
dern auch stundenlange Thäler verschütte, den Lauf
der Flüsse hemme und Gebäude, Wälder rc. zusammen-
werfe. Wer darunter begraben werde, sei rettungslos
verloren, weil theils der feste Schnee durch seinen hef-
tigen Druck Alles zertrümmere, theils die so große
Masse das Ausgraben unmöglich mache.
Nach dieser Erlaüterung zeigte der Lehrer, daß
außer den obigen Ursachen auch die Nahe des Meeres
dazu beitrage, die Küstenländer der heißen Erdstriche
abzukühlen, die der gemäßigten und kalten zu erwär-
men oder zu erfrischen; das Eismeer hingegen verstärke
in den ihm- nahen Ländern die Kälte. In der Regel
diene auch der Anbau eines Landes dazu, die Wärme
in demselben zu erhöhen; dieß erkenne man an Deütsch-
land, welches, ehe es urbar gemacht worden, weit
rauher gewesen sei, als jetzt. Nicht wenig komme über-
dieß darauf an, ob ein Land durch hohe Gebirge vor
rauhen Winden geschützt sei, oder nicht. Endlich dürfe
man nicht übersehen, daß sowohl in der alten, als auch
in der neüen Welt bei gleicher Nördlichkeit die östlicher
gelegenen Orte kälter seien, als die westlicher gelegenen.
Auf der südlichen Halbkugel sei dieser Unterschied we-
niger bemerkbar. — Diese den verschiedenen Ländern
-er Erde eigenthümliche Beschaffenheit der Luft, des
ihnen eigenen Witterungswechsels und der davon ab-
hangenden größern oder geringen Fruchtbarkeit —
sagte der Lehrer — nennt man den Himmelsstrich
oder das Wärme-, daö Luftklima jener Länder.
Man unterscheidet nach der vorherrschenden Beschaffen-
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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171
Bau- und Färbehölzev. Eigentliche Getreidearten fin-
den sich hier entweder gar nicht und werden durch die
Palmen- oder Brodbaüme ersetzt, »oder eö werden als
solche der Neiß (in Asien) und Mais (in America),
oder beide zugleich (in Africa) angepflanzt. In den
gemäßigten Zonen herrscht eine große Mannigfaltigkeit
hinsichtlich der Pflanzenwelt, indem ihr der heißen
Zone zunächst gelegener Theil ebenfalls reich ist an er-
frischenden Früchten,E wie an Südfrüchten, edlem Obste
und Weine, der übrige Theil aber verschiedene Arten
von Getreide, Obst, Küchen-, Gewürz- und Arznei-
pflanzen, Flachs, ^Hanf, Hopfen, Laub- und Nadel-
holzbaüme erzeügt. Die Länder der kalten Zone haben
nur Gräser, Moose, Flechten, Beeren und verkrüp-
pelte Baüme. Übrigens kommt es bei der Verbreitung
der Pflanzen auf der Erde nicht allein auf die Zonen,
sondern auch auf die Erhöhung über die Meeresstäche
an, in welcher dieselben wachsen. Ihr könnt dieß
selbst in unserem Vaterlande bemerken; die Gewächse
der Ebene gedeihen — selbst die Beschaffenheit des Bo-
dens abgerechnet — nicht, wenn man sie auf hohe
Berge verpflanzen wollte, weil hier die Luft zu kalt
ist. Ebenso ist es in den heißen Gegenden. Während
in den Ebenen derselben die Palme wächset, würden
in einer Höhe von etwa 7 — 8 Taus. Fuß unsere Ge-
treidearten noch fortkommen, über 13 Taus. Fuß höch-
stens noch die ärmlichen Gewächse der Polargegenden.
— Als der Lehrer nun von der Verbreitung der Thiere
zu sprechen im Begriffe stand: so meinte ein Knabe,
die Thiere müßten wohl, da sie sich willkürlich bewe-
gen könnten, nicht gehindert sein, überall hin sich zu
verbreiten. Allerdings scheint dieß so, entgegnete der
Lehrer. Allein bedenke, daß viele Thiere wegen der
ihnen angewiesenen Nahrung, welche sie nur an ge-
wissen Orten finden, und wegen der ganzen Einrich-
tung, vornehmlich auch der Bedeckung ihres Körpers,
nur in gewissen Gegenden fortkommen können. Hin-
sichtlich der Thiere findet zwischen der alten und neüen
Welt insofern ein großer Unterschied Statt, als in
dieser unsere Hausthiere ursprünglich nicht vorhanden
gewesen, sondern erst von den Eüropäern dahin einge-
führt worden sind; ebenso fehlen in America und Au-
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173
stralien die übrigen großen Thiere der alten Welt,
welche der heißen Zone angehören. Übrigens enthält
die heiße Zone der alten Welt die größten, stärksten
und mit den schönsten Bedeckungen geschmückten Thier-
gestalten (Löwen, Tiger, Elephanten; Kameele, „die
Schiffe der Wüste;" die prachtvollsten Vögel, Amphi-
bien und Jnsecten). Selbst die Meere dieser Zonen
zeichnen sich in dieser Hinsicht aus. In den gemäßig-
ten Zonen wohnen die mannigfaltigsten Arten zahmer
und wilder Thiere, vorzüglich die Thiere, welche ihrer
Lebensart nach geeignet sind, den Menschen fast an
alle Orte der Erde zu begleiten. Die kalten Zonen sind
unermeßlich reich an Pelzwild; hier lebt auch das Elen-
thier und das so vielfach nützliche Nennthier. In ih-
ren Meeren halten sich Robben, Heringe und zahllose
Schleimthierchen auf. Gewiß, Kinder, wir können
die Erscheinungen der Natur, sowie die Menge und
zweckmäßige Vertheilung ihrer Erzeügnisse nie betrach-
ten, ohne die Weisheit und Güte dessen zu preisen,
von dem der Dichter singt: Dich predigt Sonnenschein
und Sturm.
15.
Noch waren die vernünftigen Bewohner der Erde,
die Menschen, zu betrachten übrig. Daß der Mensch
vermöge der ganzen Einrichtung seines Körpers und
Geistes zu ihrem Herrn bestimmt sei, wies der Lehrer
den Kindern dadurch nach, daß der Mensch in den
kältesten, wie in den wärmsten Ländern leben, sich
an die verschiedensten Nahrungsmittel gewöhnen, alle
übrigen Geschöpfe der Erde sich dienstbar machen und
die fernsten Gegenden mit einander in Verbindung
setzen könne. Freilich mußte hierbei zugegeben werden,
daß vorzüglich der Aufenthalt in den gemäßigten Zonen
die körperliche und geistige Ausbildung des Menschen
zu befördern geeignet sei, wahrend dagegen derselbe
unter der brennenden Hitze des heißen Erdstriches er-
schlaffe und in der Kälte" der Polargegenden verküm-
mere. Allein — fuhr der Lehrer fort — wenn gleich
Sinnlichkeit und Vernünftigkeit die allgemeinen und
wesentlichen Kennzeichen der Menschen sind: so giebt
es doch auch mannigfache Merkmale, durch welche sich
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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177
das gemäßigte Klima unseres Erdtheiles ist es, welches
den Boden fähig macht, sich die Erzeügniffe fremder
Länder um so leichter anzueignen, und welches über
die ganze Natur, sowie über die Bewohner einen mil-
den, freundlichen Character verbreitet. Wir kennen nicht
die verwüstenden Stürme der westlichen Inseln; dürfen
uns nicht über die peinliche Hitze Africas, oder über
die furchtbare Kälte des nördlichen Asiens und Ameri-
cas beklagen, und wo dort unter gleichen Breiten-
graden nur Moos und niederes Geftraüch erscheint, ge-
deihen bei uns noch Getreidearten und mancherlei an-
dere Früchte. Bewahrt sind wir vor den pestartigen
Krankheiten, von denen die heißen Zonen heimgesucht
werden, und wandern unbesorgt über Berg und Thal,
durch Wald und Feld, ohne den Anfall giftiger oder
reißender Thiere befürchten zu wüsten. Und ist es
nicht der Eüropäer, welcher sich durch das gesunde
Klima einer körperlichen Schönheit und Stärke er-
freüen kann, durch welche er fast alle Völker der Erde
überlriffl? Ist er es nicht, welcher durch seine geistige
Bildung, die ja so sehr vom körperlichen Wohlbefinden
und von den aüßeren Eindrücken abhängt, die Be-
wohner anderer Erdtheile weit überstrahlt? Ist er es
nicht, welcher sich das, was die Natur ihm versagt,
durch Kunst oder Handel zu verschaffen weiß; welcher
den Weg zur neüen Welt bahnte und das Licht des
Geistes auch dort erst anzündete? — Mit sichtbarer
Freüde hatten die Kinder dieß vernommen, und je
dankbarer sie die göttliche Vorsehung priesen, durch die'
ihnen Eüropa zum Wohnplatz angewiesen worden war,
mit um so größerer Spannung erwarteten sie die Be-
schreibung der einzelnen Länder dieses Erdtheileö. Ehe
jedoch der Lehrer mit seinen Schülern die Reise antrat,
welche er auf der Landkarte durch die verschiedenen
Staaten Eüropas zu unternehmen gedachte: hielt er
es für nöthig, sie erst mit den Gebirgen, welche sie
zu übersteigen hätten, sowie mit den Flüssen, auf
denen sie jene Länder befahren könnten, bekannt zu
machen. Indem er deßhalb das Nöthige auf der
Landkarte zeigte, fuhr er fort: Im Westen sehet ihr
die Pyrenäen, welche die natürliche Grenze zwischen
Spanien und Frankreich bilden und sich in mehreren
12
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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197
höhere Erzgebirge und Voigttand sind nicht arm au
erhabenen und reizenden Gegenden.
3.
Da die Kinder schon aus dem Unterrichte in
der Erdbeschreibung wussten, dass die natürliche
Beschaffenheit des Bodens einen sehr bedeutenden
Eiufluss auf das Klima oder den Himmelsstrich ei-
nes Landes aüssere: so konnten sie sich leicht den-
ken, dass das Klima Sachsens nicht auf allen Punk-
ten dasselbe sei. Als die kältesten Gegenden be-
zeichn eie der Lehrer die des hohem Voigtlandes
und Erzgebirges; also die von Schöneck, Eiben-
stock, Johanngeorgenstadt, Wiesenthal, Jöhstadt
und Allenbergs Hier, sagte er, kehre der Früh-
ling gewöhnlich erst sehr spät, der Winter aber
schon zeitig wieder ein. Weniger kalte Gegenden
seien die der Flnssthäler, und darum sei zwischen
ihnen und den ihnen benachbarten Höhen oft ein
sehr merklicher Abstand zu verspüren. Des mil-
desten Himmelsstriches erfreiie sich die Gegend um
Leipzig. Zwar sei die Witterung in Sachsen we-
nig beständig; aber im Ganzen sei das Klima ge-
sund und leiste nur in wenigen Strichen, wie in
denen der niedern Mulde und des nördlichen Thei-
les der Oberlausitz, besondern Krankheiten, wie
dem Wechselfieber, Vorschub. Ebenso wenig gebe
es Landplagen, welche gerade diesem Lande ei-
genthiimjich wären. — Die Betrachtung des Him-
melsstriches führte von selbst zu den Erzeügnissen
der Natur. Unser Vaterland — sprach der Lehrer
— ist am meisten mit den Schätzen des Mineral-
reiches gesegnet. Die höhern Gebirge enthalten
grosse Lager von Gneis, Glimmer, Granit und Schie-
fer, so wie bedeütende Kalklager; in den niedern
Strichen der westlichen Mulde bricht viel Porphyr;
in der sächsischen Schweiz, bei Grillenburg und
Chemnitz viel Quadersandstein. Viele Berge der
Oberlausitz und des Erzgebirges bestehen aus Ba-
salt, Ebenso giebt es hier alle zum Bauen nöthi-
gen Steinarten. Marmor trifft man bei Schwar-
zenberg und Maxen; den zu vielen Kunstsachen
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See]]
120
Gefährliche Winde.
Die wichtigsten derselben erwähnen wir hier. Unter diesen steht
oben an:
Der H ar matt an. Dieser weht in Afrika im April gewöhnlich
drei bis fünf Tage lang von Osten her. Da er über die ganze unermeß-
liche Sandwüste kommt, so ist er unerträglich heiß und verdorrt nach wenig
Stunden alle Gewächse, über die er hinweht. Alles Holzwerk bekommt
Sprünge. Die Augen werden sogleich ganz trocken und entzündet. Von
der Nase und dem Munde schält sich die Haut ab. Die Luft wird undurch-
sichtig, denn der Wind führt einen dicken Nebel und einen bläulichen Staub
mit sich, welcher letztere ziemlich dick liegen bleibt. Da aber zu gewisser
Jahreszeit furchtbare Regengüsse jene Gegenden überschwemmen, so ist
dieser Wind, welcher in kurzer Zeit alle entstandenen Moräste und Sümpfe
ganz austrocknet und alle schlimmen Folgen einer mit feuchten Dünsten
angefüllten Luft beseitiget, für die Bewohner jener Länder dennoch höchst
nützlich.
Der Cham sin. Dieser weht um die Frühlingsnachtgleiche etwa drei
Tage lang von Süden und Südwesten her über dürre Sandsteppen nach
Egypten, wo er nach dem Austreten des Nils gleichen Nutzen bringt, wie
der Harmattan. Er ist sehr heiß. Seine brennende Kraft wird noch durch
einen feinen Staub erhöht, welchen er mit sich führt, und welcher die Luft
verdunkelt. Alle Gegenden werden davon fast glühend heiß, wenn er einige
Zeit geweht hat. Der Staub bedeckt alle Theile des Menschen, der von
diesem Winde getroffen wird. Die Haut springt auf, das Blut drängt sich
mit solcher Gewalt nach dem Kopfe, daß oft der Tod unvermeidlich ist.
Alles flüchtet sich in unterirdische Höhlen, wenn dieser gefährliche Wind naht.
Der Samum oder S a m i e l. Dieser weht in Arabien, Persien und
Syrien und erfüllt die Luft mit einer undurchsichtigen Röthe, welche den
ganzen Himmel zu bedecken scheint. Er ist erstickend heiß und tödtet durch
den Schwefelgeruch, den er mit sich führt, auf der Stelle. Wer von diesem
Winde getroffen wird, der muß sich sogleich mit dem Gesichte auf die Erde
legen, um sich davor zu schützen. Die Körper derer, welche durch den Samum
getödtet worden sind, werden bald schwarz, und die Glieder fallen aus-
einander.
Der Sirocco, wie man ihn auf der Insel Sicilien und in Unter-
italien nennt, denn in Spanien gibt man ihm den Namen S o l a n o, ist
auch ein sehr heißer Wind. Er hat fast gleiche Eigenschaften mit dem Cham-
ffn, welcher aber bei dem Wehen über das mittelländische Meer einiges von
seiner Kraft verloren hat. Wenn er weht, was gewöhnlich im Sommer
geschieht, so wird die Luft so neblicht, daß man die Sonne nicht mehr sehen
kann, ob sie gleich nicht von Wolken verhüllt ist. Alles erschlafft vor dem
Hauche desselben. Deshalb flieht auch, wer nur kann, in die Gebäude, wo
man gleichwohl noch von einem ermattenden Schweiße gepeinigt wird. —
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